Macht der Gene

Nach Auffassung der Evolutionspsychologen werden Frauen und Männer bei der Partnerwahl von Vorlieben regiert, die sich über Millionen von Jahre von unseren Vorfahren auf uns weitervererbt haben. Diese "Steinzeit-Psyche" lässt Frauen auf starke oder statushohe Beschützer-Typen reagieren - Männer dagegen auf junge, hübsche Frauen.

Schönheit gilt bei beiden Geschlechtern offenbar als unbewusstes Indiz für "gesunde Gene", das bestätigen auch Humanethologen. Sie haben genau untersucht, welche Merkmale eines Gesichts für beide Geschlechter als attraktiv gelten und warum. Da werden Gesichtsfalten ausgebügelt, lasche Brüste aufgespritzt und Muskeln aufgebaut: Immer mehr Energie und Geld stecken die Menschen in die Korrektur und Pflege des eigenen Bodys.


Woher der Körper-Kult kommt, ist ziemlich klar: Wir wollen den anderen gefallen und vor allem natürlich dem anderen Geschlecht. Kurz vor dem ersten Rendezvous, kennt der Aufwand keine Grenzen, denn dieser Abend ist entscheidend. Ein Mann wird beachtet, wenn er groß ist. Er soll nach Möglichkeit ein sicheres, selbstsicheres, durchsetzungsfähiges Auftreten haben und er soll mit Interesse und einem freundlichen, offenen Blick auf die Frau zugehen. Sie achtet darauf, ob er groß gewachsen ist, ob er breite Schultern und ein gutes Auftreten hat, ob er jene Merkmale in seinem Gesicht trägt, die verraten, dass er gesund und nicht von Parasiten besetzt ist oder ein schlechtes Immunsystem hat. Ein starkes Immunsystem, Kraft und Gesundheit wird sportlich gestählten Männern zugeschrieben. In allen Kulturen wirkt das auf die Frau anziehend. Nach Überzeugung der Evolutionspsychologen hat dies seinen Ursprung vor Millionen von Jahren in der afrikanischen Savanne. Dort kämpften unsere Vorfahren ums Überleben. Und von ihnen haben wir nicht nur gewisse körperliche Merkmale geerbt, sondern auch unsere Vorlieben bei der Partnerwahl.


Frauen, die in früher Zeit gute Jäger und Beschützer als Partner bevorzugten, hatten eine größere Chance, dass die eigenen Kinder nicht verhungerten. Sie überlebten und vererbten die Neigungen ihrer Mütter durch ihre Gene über Tausende von Generationen weiter bis in die heutige Zeit. Auch einem Energie-Paket wie Boris Becker lassen sich Qualitäten als Steinzeit-Jäger unterstellen - dies mag ein unbewusstes Kriterium für seine Ex-Frau Barbara gewesen sein. In einem Zeitschriften-Interview lobte sie ihn als Beschützer und Versorger. Ohne dass sich der Mann das bewusst überlegt, überfliegt er in kürzester Zeit die gesamte Körperform der Frau und checkt, ob etwas, was man mit der Sanduhr-Figur bezeichnen kann, vorhanden ist. Fettdepots an den richtigen Stellen signalisieren nämlich, dass die Frau über genug Energie und Muttermilch verfügt, um erfolgreich Nachkommen aufzuziehen.


Die männliche Vorliebe für gewisse Kurven soll also steinzeitliche Gründe haben. Untersuchungen zeigen allerdings, dass heute Männer Partnerinnen bevorzugen, die ein gemäßigtes Verhältnis von Taille zu Hüfte haben. Extreme Formen werden abgelehnt. Über all diese Maßstäbe denken Mann und Frau bei ihrer Partnerwahl gar nicht nach. Ihr Verhalten wird von unbewussten Programmen gesteuert. Wenn das beginnt, was wir als Flirt bezeichnen, dann ist schon alles entschieden. Und diese Entscheidungen dürften schon in den ersten Sekunden fallen, wenn wir in der Lage sind, zu sehen, was der andere darstellt. Eine ganz wichtige Rolle spielt dabei die Beurteilung des Gesichts. Unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer menschlichen Rasse, Altersgruppe oder dem Geschlecht empfinden alle Menschen die gleichen Merkmale in einem menschlichen Gesicht als attraktiv. Das belegte eine große amerikanische Untersuchung in 37 Kulturen. Meist geht es dabei um Anzeichen für Gesundheit, wie bei der Frau weiße Zähne, glänzende Augen und eine glatte, seidige Haut. Eine andere Studie zeigte, dass wir uns Partner suchen, die uns vom Gesicht her ähnlich sind. Schon von jeher ist es die Frau, die bei der Auswahl skeptischer ist. Im Fall einer Schwangerschaft muss sie nämlich biologisch mehr investieren. Vieles muss für sie zusammenstimmen, nicht nur Aussehen und Charakter - auch die Harmonie in der Bewegung könnte bei der Partnerwahl eine Rolle spielen.

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