Gefühlszentrum
Das Team unter der Leitung Ralph Adolphs von der neurologischen Abteilung nahm eine neurochirurgische Behandlung an einem Epilepsie-Patienten vor. Da bei ihm nicht, wie sonst meistens bei Epilepsie-Patienten, die Anfalls-Zentren mittels EEG-Elektroden, die an der Kopfhaut angesetzt werden, bestimmt werden konnten, implantierte der Neurochirurg Tiefen-Elektroden im Gehirn des Patienten. Diese Elektroden hatten spezielle Kontakte an ihrem Draht, durch die es möglich war, die Aktivität einzelner Gehirnzellen isoliert zu betrachten. Es zeigte sich, dass diese einzelnen Neuronen bemerkenswert schnell auf unangenehme Vorstellungen oder Szenen wie etwa Bilder von Verletzungen oder Kriegsszenen reagierten. Fröhliche oder neutrale Vorstellungen riefen keine derart schnelle Reaktion dieser Neuronen hervor. Obgleich die Forscher überrascht waren, wie schnell die Nervenzellen auf die unangenehmen Bilder reagierten, wiesen sie darauf hin, dass diese Schnelligkeit vom evolutionären Standpunkt gesehen Sinn macht. Das Gehirn braucht ein System, das extrem schnell auf potenziell gefährliche oder bedrohliche Reize reagieren kann.
Adolphs weist darauf hin, dass eine solche Gehirnzellen-Beobachtung bei Menschen selten durchgeführt werden konnte. Andere Untersuchungen der Gehirnregionen nutzten Bildgebungsverfahren oder Daten von Patienten mit Gehirnverletzungen.
Dass die Forschungsergebnisse im vorliegenden Fall von nur einem Epilepsie-Patienten stammen, verfälscht nach Angaben der Wissenschaftler den Befund nicht, da die Anfall-Zentren des Patienten entfernt von jener Region des präfrontalen Cortex lagen, in dem die negativen Gefühle verarbeitet werden.