Die Liebe der Seeigel
Die 33 Jahre alte Anne Ulrich hat den Leibniz-Preis der deutschen Forschungsgesellschaft für ihre Untersuchungen an Seeigel-Spermien erhalten. Sie konnte erklären, wie der Verschmelzungsvorgang von Zellmembranen funktioniert. Dieses Wissen um die Zellfusionen könnte es ermöglichen, die Verschmelzungs-Vorgänge - etwa bei einer Vireninfektion - gezielt zu unterbrechen.
Gesichter für das neue Millenium
Die 33 Jahre alte Anne Ulrich hat den Leibniz-Preis der deutschen Forschungsgesellschaft für ihre Untersuchungen an Seeigel-Spermien erhalten. Sie konnte erklären, wie der Verschmelzungsvorgang von Zellmembranen funktioniert. Dieses Wissen um die Zellfusionen könnte es ermöglichen, die Verschmelzungs-Vorgänge - etwa bei einer Vireninfektion - gezielt zu unterbrechen. Denn Viren wie der Aids-Erreger HIV, Ebola und Grippe schmuggeln ihre DNA durch die intakte Membran in die Zelle.
Mit modernsten Methoden der Kernspin-Technik sind Anne Ulrich und ihr internationales Team derzeit Eiweißen auf der Spur, die eine Schlüsselrolle bei der Fusion spielen könnten. Biologische Membranen um die Zellen sorgen für Ordnung im Gewebe: Sie sind reißfest, wasserdicht und lassen keinen Stoff unkontrolliert passieren. Nur manchmal scheinen sich die Membranen wie von Geisterhand zu öffnen: Etwa beim Befruchtungsvorgang, wenn zwei Zellen verschmelzen, oder wenn ein Virus auf der Zelle andockt und dann seine DNA oder RNA in die Zelle entlädt. SIEHE BILD 1
Warum und wie dieses Öffnen und Verschmelzen funktioniert, ist eine Frage, die die Pharmaforscher brennend interessiert. Zu gerne würden sie bei Viruserkrankungen den Fusionsprozess stoppen oder selbst Medikamente durch die intakte Membran einschleusen. Wenn man den Verschmelzungsvorgang begreift, könnten selbst Virenkrankheiten wie AIDS, Ebola oder die alljährliche Grippe gebändigt werden. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg und nun sind die Grundlagenforscher gefragt.
Eine von ihnen ist die Molekular-Biologin Anne Ulrich von der Universität in Jena. Sie erforscht die Zellverschmelzung am Forschungsobjekt Seeigel, hat ein Einser-Studium in Oxford hinter sich und zahlreiche Preise eingeheimst. Sie leitet eine Sonderforschungsgruppe an der Uni Jena und fühlt sich von ihren Mitforschern anerkannt und respektiert. Die Jungprofessorin untersucht bei Seeigeln, wie Spermien und Eizellen verschmelzen. Das scheint zunächst wenig spektakulär. SIEHE BILD 2
Aber damit will Anne Ulrich Viren-Infektionen erklären, bei denen ähnliche Verschmelzungs-Prozesse auftreten. Ausgerechnet Untersuchungen bei Seeigeln könnten helfen, eben solche Krankheiten wie Aids oder Ebola zu besiegen. Anne Ulrich treibt ihre Gruppe voran und gibt die Forschungsrichtung vor. Trotzdem gibt sich die junge Frau bescheiden. Das Kernspinresonanz-Spektrometer wird von den Physikern aus der Gruppe bedient. Anne Ulrich lässt hier ihre Zellproben mit Schallwellen beschießen.
Aus dem Echo, das zurückkommt, berechnet sie dann Zellstrukturen in 3D. Mit dem Spektrometer kann man Atomkerne sehen. Das funktioniert so ähnlich wie ein riesiges Mikroskop, mit dem man in die Moleküle hinein schauen kann und über indirekte Verfahren wie Radiowellen und Computerberechnungen. Eiweiß-Moleküle auf der Zell-Oberfläche spielen die zentrale Rolle bei der Fusion - das hat Anne Ulrich schon herausgefunden. Durch chemische Signale zwingen sie die Zellen, ihre Oberflächen zu verbiegen und dann zu verschmelzen. Diesen Prozess gilt es zu beeinflussen. SIEHE BILD 3
Anne Ulrich warnt allerdings vor voreiligen Sensationsmeldungen: Bis man wirklich praktisch Medikamente gegen Viren-Krankheiten entwickelt, könnten noch Jahrzehnte vergehen und solange will die gebürtige Hamburgerin erst mal in Jena weiter forschen. Weil das Team so gut ist, nimmt sie auch mal Mängel in der Ausstattung in Kauf. Für Hobbys bleibt Anne Ulrich keine Zeit. Selbst das Rudern, das sie während ihres Studiums in Oxford anfing, musste sie aufgeben. Bleibt zur Entspannung immer noch die Beobachtung der Seeigel.
Die 33 Jahre alte Anne Ulrich hat den Leibniz-Preis der deutschen Forschungsgesellschaft für ihre Untersuchungen an Seeigel-Spermien erhalten. Sie konnte erklären, wie der Verschmelzungsvorgang von Zellmembranen funktioniert. Dieses Wissen um die Zellfusionen könnte es ermöglichen, die Verschmelzungs-Vorgänge - etwa bei einer Vireninfektion - gezielt zu unterbrechen. Denn Viren wie der Aids-Erreger HIV, Ebola und Grippe schmuggeln ihre DNA durch die intakte Membran in die Zelle.
Mit modernsten Methoden der Kernspin-Technik sind Anne Ulrich und ihr internationales Team derzeit Eiweißen auf der Spur, die eine Schlüsselrolle bei der Fusion spielen könnten. Biologische Membranen um die Zellen sorgen für Ordnung im Gewebe: Sie sind reißfest, wasserdicht und lassen keinen Stoff unkontrolliert passieren. Nur manchmal scheinen sich die Membranen wie von Geisterhand zu öffnen: Etwa beim Befruchtungsvorgang, wenn zwei Zellen verschmelzen, oder wenn ein Virus auf der Zelle andockt und dann seine DNA oder RNA in die Zelle entlädt. SIEHE BILD 1
Warum und wie dieses Öffnen und Verschmelzen funktioniert, ist eine Frage, die die Pharmaforscher brennend interessiert. Zu gerne würden sie bei Viruserkrankungen den Fusionsprozess stoppen oder selbst Medikamente durch die intakte Membran einschleusen. Wenn man den Verschmelzungsvorgang begreift, könnten selbst Virenkrankheiten wie AIDS, Ebola oder die alljährliche Grippe gebändigt werden. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg und nun sind die Grundlagenforscher gefragt.
Eine von ihnen ist die Molekular-Biologin Anne Ulrich von der Universität in Jena. Sie erforscht die Zellverschmelzung am Forschungsobjekt Seeigel, hat ein Einser-Studium in Oxford hinter sich und zahlreiche Preise eingeheimst. Sie leitet eine Sonderforschungsgruppe an der Uni Jena und fühlt sich von ihren Mitforschern anerkannt und respektiert. Die Jungprofessorin untersucht bei Seeigeln, wie Spermien und Eizellen verschmelzen. Das scheint zunächst wenig spektakulär. SIEHE BILD 2
Aber damit will Anne Ulrich Viren-Infektionen erklären, bei denen ähnliche Verschmelzungs-Prozesse auftreten. Ausgerechnet Untersuchungen bei Seeigeln könnten helfen, eben solche Krankheiten wie Aids oder Ebola zu besiegen. Anne Ulrich treibt ihre Gruppe voran und gibt die Forschungsrichtung vor. Trotzdem gibt sich die junge Frau bescheiden. Das Kernspinresonanz-Spektrometer wird von den Physikern aus der Gruppe bedient. Anne Ulrich lässt hier ihre Zellproben mit Schallwellen beschießen.
Aus dem Echo, das zurückkommt, berechnet sie dann Zellstrukturen in 3D. Mit dem Spektrometer kann man Atomkerne sehen. Das funktioniert so ähnlich wie ein riesiges Mikroskop, mit dem man in die Moleküle hinein schauen kann und über indirekte Verfahren wie Radiowellen und Computerberechnungen. Eiweiß-Moleküle auf der Zell-Oberfläche spielen die zentrale Rolle bei der Fusion - das hat Anne Ulrich schon herausgefunden. Durch chemische Signale zwingen sie die Zellen, ihre Oberflächen zu verbiegen und dann zu verschmelzen. Diesen Prozess gilt es zu beeinflussen. SIEHE BILD 3
Anne Ulrich warnt allerdings vor voreiligen Sensationsmeldungen: Bis man wirklich praktisch Medikamente gegen Viren-Krankheiten entwickelt, könnten noch Jahrzehnte vergehen und solange will die gebürtige Hamburgerin erst mal in Jena weiter forschen. Weil das Team so gut ist, nimmt sie auch mal Mängel in der Ausstattung in Kauf. Für Hobbys bleibt Anne Ulrich keine Zeit. Selbst das Rudern, das sie während ihres Studiums in Oxford anfing, musste sie aufgeben. Bleibt zur Entspannung immer noch die Beobachtung der Seeigel.