Büro-Liebe

Erotisches Knistern zwischen Bürostuhl und Faxgerät
Zarte Bande zwischen Bürostuhl und Faxgerät: Die meiste Zeit des Tages verbringen Männer und Frauen am Arbeitsplatz. Und hier lernt man die lieben Kollegen auch richtig gut kennen: Morgenmuffel oder Choleriker, Pedant oder witziger Typ – man weiß viel vom Gegenüber, bevor man sich auf einander einlässt. Am Arbeitsplatz geknüpfte Beziehungen halten so länger als mancher Kneipen-Flirt. Eine europaweite Online-Umfrage des Karriere-Netzwerkes Monster entlarvt das Büro als Kontaktbörse: Fast jeder zehnte Arbeitnehmer hat zurzeit eine "berufliche Romanze".
Also flugs mal umsehen, wer da im Büro nebenan täglich seinen Computer traktiert oder eine Etage tiefer Unterlagen wälzt. Vielleicht verbirgt sich ja der Traummann oder die Traumfrau hinter einem Stoß von Akten. Fast drei Viertel der Arbeitnehmer in Europa können sich eine Liebesaffäre mit Kollegen gut vorstellen. Allerdings gibt es interessante länderspezifische Unterschiede: Während in den Büros von Irland und Großbritannien wie wild geflirtet und geturtelt wird, bilden die Spanier das Schlusslicht.

Amouröse Abenteuer unter Angestellten: Bis vor kurzem bei Firmen gar nicht gern gesehen. Doch die innerbetrieblichen Romanzen bauen ihren schlechten Ruf langsam ab: Denn der Freifahrtschein in Sachen Flirt und Co. fördert die Produktivität. Wenn das Büro voller Geigen hängt, dann steigen Arbeitsleistung und Motivation. Japanische Unternehmen lassen deswegen die Liebe schon lange für sich arbeiten: Sie gründen sogar firmeneigene Heiratsinstitute. Und auch die US-Sexualforscherin Shere Hite fordert mehr Liebe im Büro – für mehr Kreativität im Job. Viele Firmen haben dementsprechend ihre Verhaltensnormen gelockert. War Liebe unter Kollegen früher tabu, gelten heute insbesondere in den USA harmonische Paare als absolute "Dream-Teams". Beruf contra Privatleben: Die Bereiche lassen sich heutzutage kaum trennen. Veränderte Arbeitsbedingungen fordern ihren Tribut: In immer weniger Branchen ist der Arbeitstag auf acht Stunden beschränkt. Besonders Berufseinsteiger arbeiten oft 50 bis 60 Stunden in der Woche. Der Arbeitsplatz ersetzt soziale Kontakte – und wird zu einer Art zweitem Zuhause. Ein stressiges Berufsleben fordert mehr Toleranz – auch von Seiten der Arbeitgeber. Kollegen-Pärchen müssen sich nicht mehr verstecken. Doch eine wichtige Faustregel sollte jedes Liebespaar wahren: Geturtel im Büro unbedingt vermeiden.

Was gar so positiv klingt, hat dennoch einen Haken: Richtig schwierig kann es werden, wenn berufliche und private Interessen in Konflikt geraten – oder wenn man sich gar trennt. Schreiereien zwischen Aktenschränken oder Tränen in der Kantine schaffen nicht gerade eine gesunde Arbeitsatmosphäre. Und da man dem ungeliebten Ex so schlecht aus dem Weg gehen kann, zieht sich auch der Liebeskummer in einer endlosen Qual dahin. Wenn der ehemalige Traummann oder die geliebte Herzensdame gar Chef ist, hilft oft nur noch ein Arbeitsplatzwechsel. Und selbst wenn zwischen den Partnern alles gut läuft, bleiben immer noch die "lieben Kollegen". Glück macht bekanntlich neidisch. Und lästiger Bürotratsch kann letztendlich den ganzen Spaß verderben.