Sexuelle Alpinistik

Was Bergsteigen und Sex gemeinsam haben


Wenn Menschen einen Berg besteigen, geht es ihnen meist nicht allein um das Ankommen am Gipfel, um den Genuss der Aussicht oder die Selbstbestätigung, es geschafft zu haben. Nein, was wirklich zählt, ist der Aufstieg, der Weg nach oben, die zahlreichen kleinen Schritte, selbst die Planung der Tour, die bereits Vorfreude erweckt. All dies gemeinsam macht einen gelungenen und zufriedenstellenden Ausflug aus. Bei sexuellen Aktivitäten verhält sich die Sache nicht anders: Nicht der Höhepunkt allein sollte das Ziel sein, sondern das ganze Arrangement, ohne welches Sex zu einer sportlichen Übung wird, die nichts mehr mit lustvoller Erotik zu tun hat.

Drei Komponenten sind sowohl für die Alpinistik als auch für sexuelle Begegnungen wichtig: die Vorfreude, die Planung und die unvorhersehbaren Überraschungen. Viele Paare sind schon in jungen Jahren sehr festgefahren in ihren erotischen Gewohnheiten, was der Liebe jede Spannung raubt. Wenn jeden Samstagabend nach dem Fernsehen oder Ausgehen Sex am Programm steht, ohne groß nach der Lust zu fragen, ohne Abweichungen, starr nach Plan, wird selbst das Abspulen diverser Stellungen die Langeweile nicht mehr vertreiben können. Sex darf niemals zu berechenbar werden. Viele Männer und Frauen setzen sich auch selbst stark unter Druck, wollen ihr Gegenüber um jeden Preis befriedigen und sehen dabei ihre eigenen Bedürfnisse nicht mehr, sind desillusioniert und unzufrieden.

Will ein ungeübter Bergsteiger den Mount Everest erklimmen, wird er sehr bald unlösbaren Problemen gegenüberstehen. Um einen Gipfel zu besteigen, bedarf es guter Vorbereitung, die eigene Belastbarkeit muss bekannt sein und vor allem muss der Körper die Leistung bringen können, die von ihm verlangt wird. Auch beim Sex ist es wichtig, seinen eigenen Körper zu beherrschen. Natürlich kann man den Moment des Höhepunkts nicht wirklich beeinflussen, jedoch kann man ihn hinauszögern und somit die ganze Sache verstärken und lustvoller erleben. Die Erregung steigert sich mit jeder Sekunde, der Reiz wird immer stärker und so auch der Orgasmus, der diesem langen Weg folgt.
Wie lernt man nun aber seinen Körper kennen, um den Höhepunkt ans Ende der Erotik zu setzen und nicht nach zwei Minuten zu erreichen? Am besten durch Masturbation, wobei jedoch auch diese nicht zu einer ewig gleich ablaufenden Gewohnheit werden darf.

Hier einige Tricks, die ihr Geschlechtsorgan auf Vordermann bringen:

Schalten Sie den Druck im Kopf ab! Sie haben alle Zeit der Welt. Je länger Sie sich ohne Orgasmus befriedigen, desto stärker fällt der Höhepunkt aus. Steht dieser kurz bevor, halten Sie inne.
Analysieren Sie sich selbst. Welche Dinge oder Aktivitäten erregen Sie besonders? Welche Situationen im Alltagsleben lösen einen sexuellen Reiz bei Ihnen aus? Bauen Sie die so gewonnenen Einsichten in die Selbstbefriedigung und dann auch in Ihr Liebesspiel ein.
Probieren Sie eine vielleicht ungewöhnliche, jedoch sehr intensive Art der Masturbation: zum Höhepunkt durch Imagination. Lassen Sie Ihr Kopfkino den erotischen Film Ihres Lebens produzieren! Wenn es nicht auf Anhieb klappt, versuchen Sie es immer wieder, wenn die Situation es zulässt. Die Fantasie ist eine große Macht, die Ihnen völlig neue Empfindungen ermöglicht, wenn Sie gelernt haben, sich auf sie einzulassen. Und: Trainieren Sie Ihr Geschlechtsteil! Die einfachste Art ist beim Wasserlassen kurz den Strahl zurückzuhalten.

Nun sind Sie gut auf Ihr Vorhaben vorbereitet. Sie haben Ihren Körper erforscht und gestärkt. Ihr Partner/Ihre Partnerin liegt nackt neben Ihnen im Bett, rekelt sich verführerisch und schon allein sein/ihr Anblick macht Sie scharf. Einen Fehler, den viele in dieser Situation begehen, müssen Sie nun unbedingt vermeiden: Lassen Sie sich nicht von Ihrer Erregung dazu verleiten, sofort auf den Höhepunkt hinzusteigern. Ein Quickie dann und wann kann nett sein, keine Frage, doch bedächtig und langsam vorzugehen, erhöht den Genuss um ein Vielfaches. Wie auch beim Bergsteigen geht es nicht um die Geschwindigkeit, in welcher der Gipfel erklommen wird, sondern um das Beiwerk.

Verwöhnen Sie sich gegenseitig mit der Hand und der Zunge. Auch wenn Männer gerne sofort zur Sache kommen – in diesem Fall ist Geduld gefragt. Schließlich soll die Ekstase ausgekostet werden. Experimentieren Sie mit dem Körper Ihres Partners, verabschieden Sie sich von der irrigen Annahme, nur der Penis bzw. die Brustwarzen und die Klitoris seien erogene Zonen. Schenken Sie all jenen Teilen des Körpers Beachtung, die Sie bis jetzt übersehen haben – zum Beispiel dem Anus und dem Damm. Erforschen Sie jeden Zentimeter Haut Ihres Gegenübers. Jeder Mensch reagiert anders auf Berührungen und Sie werden schnell erkennen, was Ihren Partner/Ihre Partnerin zum Wahnsinn treibt. Binden Sie Sexspielzeug in den Akt ein, verwenden Sie Tücher, Federn, Kerzen – Kreativität ist gefragt! Und vergessen Sie nicht: Sie haben keine Eile! Kosten Sie das Gefühl aus, das Sie langsam zum Gipfel führt.


Irgendwann ist es dann geschafft. Sie sehen das Gipfelkreuz vor sich oder spüren in unserem Fall, dass der Orgasmus naht, den Sie nun in vollen Zügen genießen können. Konzentrieren Sie sich auf dieses Hochgefühl, lassen Sie sich mitreißen. Auf die Anstrengung des Anstiegs folgt meist eine große Müdigkeit. Hormone werden ausgeschüttet, Ermattung stellt sich ein, und wenn der Schlafwunsch beide Partner überkommt, ist dies eine gute Methode, den Akt ausklingen zu lassen. Haben Sie jedoch einen weiteren Gipfel ins Auge gefasst, stellen Sie die Streicheleinheiten nicht ein, da sonst die Erregung verloren geht. Gönnen Sie sich eine kurze Phase der Erholung, in der Sie es ruhiger angehen, bevor Sie sich dem neuerlichen Aufstieg zuwenden. Ihr Körper signalisiert Ihnen ohnehin, wann er wieder bereit ist, alles zu geben.

Sie sehen – Bergsteigen hat viel mit Geschlechtsverkehr gemeinsam. Und auch ein altes Sprichwort passt zu dieser Thematik: In der Ruhe liegt die Kraft. Eile schadet nur – beim Erklimmen der Alpen und auch beim Sex!