Hinter Glas
In meinem Glaskäfig gefangen, bin ich Teil dieser Welt und doch in einer anderen Realität. Oft denke ich daran, was wohl passieren würde, wenn ihr und mein Traum Wirklichkeit würde: Wenn ich breitbeinig in dem großen Fenster stehe und mich langsam ausziehe! Es wird heiß hinter dem Glas, und die Vorstellung nimmt immer mehr Besitz von mir. Meine Hände arbeiten automatisch an den leblosen Puppen, denn meine Gedanken sind längst in anderen Sphären. Die Phantasie geht ins Detail: Ich fange an, mit meiner Hand unter den knappen Rock zu greifen, streife den Slip langsam ab, schiebe ihn über meine Knie. Schon haben es die ersten Fußgänger registriert, bleiben stehen, sind ganz scharf darauf zu beobachten, was noch passieren wird. Jetzt gibt es kein Zurück mehr, und ich mache erregt weiter. Ich drehe mich um, beuge meinen Körper nach vorn, sodass sie alle meinen knackigen Po bewundern können. Durch meine geöffneten Schenkel hindurch sehe ich, daß es immer mehr werden, die gierig diesen scharfen Strip verfolgen. Der Zwang geht von mir aus, aber ich stelle mir vor, der Spielball meiner Zuschauer zu sein. Ein Mann um die Dreißig, eine stattliche Erscheinung im dunklen Boss-Anzug, steht in der ersten Reihe meiner Bewunderer und durchbohrt mich mit seinen Blicken. Sein Zeigefinger winkt mich gebieterisch zu ihm. Ich schwinge rhythmisch meine Hüften, gehe näher an die Scheibe heran. Mit meiner Zunge spiele ich lustvoll zwischen meinen vollen Lippen, knöpfe langsam die Bluse auf und lasse sie auf den Boden fallen. Ein junger Bursch von gerade 18 Jahren drückt sich die Nase an der Scheibe platt. Aber auch Frauen betrachten genüßlich meinen sportlichen Körper. Mit obszönen Gesten peitschen sie mich auf, meine Verfügbarkeit zu beweisen. Ich bin bereit und entblöße mich völlig, ziehe den Rock aus und werfe den weißen Spitzen-BH in die Ecke. Splitternackt stehe ich nun da und presse meine Brüste gegen die Scheibe. Unzählige Hände greifen nach mir, wollen mich berühren, doch das Glas verhindert es. Ich bin plötzlich beschämt, würde am liebsten wegrennen, meine Nacktheit vor ihren Augen verbergen. Gleichzeitig aber bin ich auch total erregt, wie selten zuvor in meinem Leben. Ja, ich bereue es sogar, daß ich nicht völlig epiliert bin und ein schmaler Streifen hellen Haares den freien Blick auf die Spalte meiner Scham verdeckt. Ich kneife die Augenlider fest zusammen, um aus meinem Traum zu erwachen. Meine Hände haben inzwischen ganze Arbeit getan - das Schaufenster ist fertig dekoriert. In der Fußgängerzone herrscht noch immer Geschiebe und Gedränge, und niemand ahnt, welche Gedanken mir durch den Kopf schießen. Wenigstens werde ich mir noch heute den blonden Beistrich zwischen meinen Schenkeln entfernen. Man kann ja nie wissen.... Anmerkung der Redaktion: Die Verantwortung für Inhalt, Sprache, Grammatik und Stil des Textes liegt beim Autor.
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