Der Termin
Die Haut zieht sich zusammen und die feinen Haare stehen wie Borsten in die Höhe; ein leichtes Ziepen ist die Folge. Auf der Straße ist es ruhig; kein Passant ist zu sehen und so gelange ich unbehelligt bis an dieses große, alte Haus. Gleich ist es soweit! Meine Hand berührt zitternd den Klingelknopf! Ein Summen ertönt und dann umfängt mich tiefe Dunkelheit. Bis zum Hals spüre ich das rasende Klopfen meines Herzens. Meine Hände zittern, während ich mir die Fußfesseln anlege. Es ist nicht einfach, sich auf hohen Absätzen und mit gefesselten Fußgelenken in einem völlig dunklen, unbekannten Raum zu bewegen. Plötzlich berührt mich ein warmer Atem im Nacken. Er durchfährt mich wie ein Blitz, aber zu einer Abwehrreaktion bleibt keine Zeit! Starke Arme zwingen mich auf die Knie! Nur jetzt keinen Laut von mir geben, um *Ihn* nicht zu erzürnen. In meinen Händen halte ich die Handschellen und die Peitsche. Grelles Licht blendet mich für einen kurzen Augenblick, doch dann umschließt eine Maske meinen Kopf. Ich kann weder hören noch sehen; mein Atem geht stoßweise. Allein mit mir, mit dem Rauschen in meinen Ohren, mit dem Pochen in meiner Brust, mit dem Pulsieren zwischen meinen Schenkeln, harre ich bewegungslos meiner angekündigten Bestrafung entgegen. Längst haben sich die Handschellen geschlossen und während ich noch auf dem kalten Steinfußboden knie, zieht es mich mit aller Kraft nach oben; so hoch, dass ich trotz der hohen Absätze kaum mehr festen Boden unter mir spüre. Die Fesseln schneiden ins Fleisch - gleich muss der erste Schlag kommen!
Alle Nerven sind zum Zerreißen gespannt! Aber es geschieht nichts. Die Sekunden werden zu Stunden, die Minuten zu Ewigkeiten. Völlig hilflos hänge ich da – bin ich allein? Mein Zeitgefühl verschwimmt. Langsam beruhige ich mich; lasse mich einfach in mich hineinfallen. Da plötzlich trifft mich der erste Hieb mit der Peitsche. Zunächst höre ich nur dieses klatschende Geräusch, aber dann spüre ich diesen brennenden, schneidenden Schmerz auf meinem Po! Wieder und wieder saust die Peitsche nieder; zehn-, fünfzehn-, zwanzigmal auf die gleiche Stelle. Das Brennen will mich zerreißen; es rauscht in meinem Kopf und dann schreie ich diesen Schmerz heraus. Meine Schreie gellen durch das Haus, aber niemand wird mich hören. Es wird mir nichts nützen ich bin *Ihm* völlig ausgeliefert! *Er* kennt keine Gnade und ich habe Strafe verdient. Es muss sein! Mit der Zeit gehen meine Schreie in ein Stöhnen über, bis ich außer dem Rauschen in meinem Kopf nichts mehr höre. Um mich herum ist nur noch Dunkelheit und Schmerz und es gibt kein Entrinnen. Hatte ich mich eben noch gewehrt; hatte ich eben noch versucht, den Schlägen auszuweichen? Ich fange nun an, mich den Schmerzen hinzugeben. Ja, es ist wie ein Zwang, jeden Schlag aufs Neue auskosten zu wollen, nur noch geiler Körper ohne Willen zu sein! Der kalte Wind holt mich zurück in die Gegenwart. Nur noch wenige Schritte und dann stehe ich vor diesem hohen, alten Haus. Gleich ist es soweit! Meine Hand berührt zitternd den Klingelknopf! Ein Summen ertönt und dann öffnet sich die Tür. „Hallo Tabea, komm doch herein, es ist alles vorbereitet!“ Ja, jetzt ist es soweit, der Fototermin kann beginnen.
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